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DU bist echt nicht "NORMAL"!

Ich war laut der Normalwelt als Kind zu dünn und ganz schön groß. Ein Teil meiner Mitschüler war zu dick, zu dumm, zu schüchtern, zu schwach, zu laut, zu rebellisch. Ja auch sie passten nicht in die Vorstellung vom "NORMALkind".

Figuren die Gefühle ausdrücken
Ist das normal?

Heute sind wir sogar schon so weit, dass wir den Kindern welche nicht für 6 Stunden still und konzentriert in der Schule sitzen können, Medikamente verabreichen, damit sie in unser Bild des „normalen“ Schulalltags passen. Auch ist es heute NORMAL, dass sich junge Menschen mit Ritalin und anderen konzentrationsfördernden Substanzen vollpumpen, um ihr Studium in Bestzeit zu absolvieren, damit sie in unsere Leistungsgesellschaft hineinpassen.


Ich durfte mich als 10-jährige in einen Beichtstuhl setzen und mich dafür entschuldigen und Abbitte leisten, dass ich ein Kind bin. Ich sollte etwas Böses beichten. Mir ist bei aller Liebe nichts eingefallen. Ich habe das Ganze Thema der „schuld“ nicht verstanden und wurde dafür auch noch von der christlichen Obrigkeit als unverschämt und unerzogen beschimpft. Das Kind ist getauft und muss nun ihre Sünden beichten, dass ist "NORMAL".


Unser Gesundheitssystem ist ebenfalls von Normalpatienten geprägt. Seit der Kindheit leide ich unter Eisenmangel. Seit 33 Jahre muss ich Vorträge über mich ergehen lassen, dass ich noch kein Eisen bekomme, da ich noch im "(Norm)al"-Bereich liege. Das es mir schlecht geht, wird ignoriert, da kann Arzt nichts machen. Auf der anderen Seite werden mir nach meinem Unfall tonnenweise Schmerzmittel verschrieben da es "NORMAL" sei, bei meiner vorliegenden Diagnose Schmerzen zu habe. Das ich keine Schmerzen habe, wird ignoriert – das sei "nicht NORMAL".


Ich bin eine Frau und wollte nie eigene Kinder haben. Wow, was für ein Skandal, wie kann es nur sein, dass Frau keine eigenen Kinder möchte, das ist doch nicht „NORMAL“. Der Sohn eines renommierten Arztes möchte, anstatt die Praxis von Papa zu übernehmen, lieber Mode designen. Das ist doch nicht „NORMAL“, so eine Chance sausen zu lassen.


Um in diese "NORMALwelt" zu passen, passen wir uns im Laufe unseres Lebens so sehr an den "NORMAL-Mensch" an, dass wir uns am Ende selbst gar nicht mehr erkennen. Wir verleugnen unsere individuellen Bedürfnisse, Talente, Empfindungen, Meinungen und Ansichten, um einen Platz zu bekommen am Tisch der "NORMALEN". Unsere Lebensfreude, Kreativität, Gesundheit, Intelligenz und Individualität ist der Preis für den Platz am Tisch der "NORMALEN". Und als wäre das nicht schon traurig genug, verurteilen und bekämpfen wir alles, was aus unserer Sicht nicht "NORMAL" ist. Andere an sich "NORMALE" Menschen, Kulturen, Religionen und Lebensformen.


Das Gefühl des anders versus „unNORMAL“ zu sein, geht Hand in Hand mit einem tiefen Gefühl der Scham. Der Scham darüber anders zu sein, nicht "NORMAL" zu sein, nicht reinzupassen in die Welt der NORMALEN. Da wir oftmals keinen oder nur einen fragmentierten Kontakt zu unserem Selbst haben, surfen wir auf einer Welle der Angepasstheit durchs Leben immer mit der Angst verbunden, jemand könnte hinter unsere Maske schauen und unser kleines, schwaches, wahres Selbst entdecken, welches wir selbst für nicht liebenswert und wertvoll erachten.


Da die meisten Menschen von Menschen erzogen und geformt werden, welche selbst nicht mit sich in Kontakt sind, entsteht ein Kreislauf von Unbewusstheit und Schmerz. Die tiefen seelischen Wunden, welche oftmals unbewusst von Überlebensstrategien der Selbstbetäubung, Stimulierung und Illusion verdeckt sind, führen zu psychischen wie physischen Erkrankungen.


Wenn wir lernen in die Selbstbestimmung zu gehen, und mit unseren unbewussten Gedanken, Gefühlen und den daraus entstehenden Handlungen in Kontakt zu kommen und diese zu integrieren, können wir ein kraftvolles; selbstbestimmtes Leben frei von unbewussten, destruktiven Anhaftungen leben. Die Kraft, welche zur Unterdrückung unserer Individualität benötigt wurde, kann in die Entfaltung der eigenen wundervollen Persönlichkeit gesteckt werden. In ein wundervolles Individuum mit Stärken und Schwächen. Die Welt, das Leben immer wieder zu hinterfragen, anstatt sich hinter Normen, Regeln, der Familie und Institutionen zu verstecken. Sich überraschen zu lassen von der Abnormität des Lebens. Die Individualität der Menschheit, der Kulturen, Religionen, den einzelnen Moment, zu erforschen, anzuerkennen, zu betrauern, zu feiern - ohne zu bewerten und ohne zu verurteilen. Die individuelle Vielfalt als "NORMAL" zu betrachten. Um am Ende zu verstehen, dass "NORMAL" nicht existiert.


Entdecke und erlebe dein individuelles „NORMAL“.

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