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Welcher Bindungstyp bist du?

Die Bindungstheorie belegt, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis nach engen Beziehungen zu ihren Mitmenschen besitzen. Die Bindungstheorie geht davon aus, dass besonders das erste Lebensjahr prägend für die Entwicklung eines Kindes ist. Denn in diesem Jahr entwickelt sich das sogenannte Ur-Vertrauen. Wobei die neuesten Studien belegen, dass bereits die Schwangerschaft großen Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes hat.

Seil welches für Bindung steht

Der Psychoanalytiker John Bowlby und die Psychologin Mary Ainsworth gelten als die bedeutendsten Forscher, die sich mit Bindung beschäftigt haben. Bowlbys Bindungstheorie hat Mary Ainsworth anschließend mit Experimenten praktisch getestet. Sie entwickelte den Fremde-Situation-Test. Damit ermittelte sie das Bindungsverhalten, die Strategien und das konkrete Bindungsmuster des jeweiligen Kindes.

Im Fremde-Situations-Test wurden Kinder im Alter von elf bis 18 Monaten mit ihrer Bindungsperson und einer Testperson gemeinsam in einem Raum beobachtet, der dem jeweiligen Kind unbekannt war. Die Bindungsperson musste anschließend den Raum verlassen und nach einer gewissen Zeit zurückkehren. Dabei wurde das Verhalten des Kindes dokumentiert. Aus Bowlbys Theorie und Ainsworths Studien ergaben sich schließlich vier Bindungstypen.


  • Bindungstyp A: unsicher-vermeidende Bindung

  • Bindungstyp B: sichere Bindung

  • Bindungstyp C: unsicher-ambivalente Bindung

  • Bindungstyp D: unsicher-desorganisierte Bindung


Bindungstyp A: unsicher-vermeidende Bindung

Im Experiment zeigten Kinder des Bindungstyps A bei der Abwesenheit ihrer Mutter keinerlei Anzeichen von Beunruhigung oder Vermissen. Stattdessen akzeptierten sie die fremde Person als Ersatz, explorierten (erforschten) und spielten ohne große Einschränkung weiter. Sie zeigten eine eher selbstbewusste und ruhige Haltung. Dennoch war zu beobachten, dass unsicher-vermeidende Kinder innerlich sehr aufgewühlt waren und bei der Rückkehr der Mutter Ignoranz und Ablehnung gegenüber Körperkontakt gezeigt haben.


Daraus ergeben sich folgende typische Verhaltensweisen und Merkmale von Bezugspersonen und Kindern:

Verhalten und Merkmale von Bezugspersonen

Verhalten und Merkmale von Kindern

  • mangelnde Affektäußerung

  • Ablehnung gegen Körperkontakt

  • häufige Äußerung von Verärgerung

  • wenig Eingang auf die Bedürfnisse ihrer Kinder

​hohes Explorationsverhalten, geringes Bindungsverhalten

  • Verinnerlichung der Bezugsperson als zurückweisend

  • Vermeidung weiterer schmerzhafter Erfahrungen (Zurückweisung) durch Kontaktvermeidung

  • kein Bilden von Urvertrauen und keine Entwicklung des Gefühls von Sicherheit auf Unterstützung

  • Schutzmechanismus: kein Aufzeigen von Verunsicherung sowie Unterdrückung von Annäherungsneigungen und negativen Gefühlen als Schutzmechanismus


Bindungstyp B: sichere Bindung

Kinder, die eine sichere Bindung aufzeigen, trauen sich, Gefühle zu zeigen. Werden sie, wie im Experiment, allein gelassen, suchen, weinen oder schreien sie. Dadurch machen sie deutlich, dass sie unglücklich mit der aktuellen Situation sind und lassen sich auch nicht von fremden Personen trösten. Diese Kinder haben in dem Moment das Weinen aufgehört, als ihre Mutter zurück in den Raum kam und konnten anschließend Freude ausdrücken.


Beim Bindungstyp B äußern sich Verhaltensweisen und Merkmale vor allem in Form von gesunden Mustern:

Verhalten und Merkmale von Bezugspersonen

​Verhalten und Merkmale von Kindern

  • Aufzeigen von Verlässlichkeit ihren Kindern gegenüber

  • emotionale Stabilität

  • ​Balance zwischen Bindung und Exploration

  • Urvertrauen in sich und die engen Bezugspersonen

  • lassen sich schnell beruhigen und können sich anschließend wieder problemlos von ihrer Bezugsperson lösen

  • keine Schwierigkeiten, Gefühle auszudrücken



Bindungstyp C: unsicher-ambivalente Bindung Kinder des Bindungstyps C, also unsicher-ambivalent, sind eher ängstlich, verunsichert und passiv. Daher versuchen sie, wie auch im Experiment, Trennungen zu vermeiden und benötigen nach Rückkehr ihrer Bezugsperson Zeit, um sich zu beruhigen.


Verhaltensweisen und Merkmale von Bezugspersonen und ihren Kindern sehen generell folgendermaßen aus:

Verhalten und Merkmale von Bezugspersonen

​Verhalten und Merkmale von Kindern

  • ​ambivalentes (widersprüchliches) Bindungsverhalten ihren Kindern gegenüber (mal zeigen sie Reaktion, mal nicht)

  • unvorhersehbares Verhalten

  • ​verstärktes Bindungsverhalten, geringes Explorationsverhalten

  • stark fixiert auf die Bindungsperson

  • Bindungssystem chronisch aktiv durch das ambivalente Verhalten der Bindungsperson

  • wütende und widerständige Reaktion auf die Ambivalenz der Bindungsperson auch bei Tröstung, dennoch anschließende Suche nach Nähe und Kontakt


Bindungstyp D: unsicher-desorganisierte Bindung

Im Experiment haben Kinder des unsicher-desorganisierten Bindungstyps ein emotional widersprüchliches, inkonsistentes Verhalten aufgezeigt. Sie haben ein genauso erhöhtes Stresslevel wie unsicher-gebundene Kinder, was entweder in Form Aggression, Stimmungsschwankungen oder mangelnden Gefühlsäußerungen sichtbar werden kann.


Oft wird der Bindungstyp D auch als "zwischen zwei Verhaltenstendenzen (Nähe suchen und abwenden) steckenbleiben" bezeichnet. Es wird vermutet, dass vor allem die schlechte Bindung zu und nicht selten traumatische Erlebnisse mit der primären Bezugsperson (oder anderen Personen) zu einem solchen Bindungsverhalten führen.


Zusammenfassend sehen Verhalten und Merkmale des Bindungstyps D folgendermaßen aus:

​Verhalten und Merkmale von Bezugspersonen

​Verhalten und Merkmale von Kindern

  • ​Quelle und Auflösung der Angst ihrer Kinder

  • keine gute Bindung zu ihren Kindern

  • ​auffällige, in sich widersprüchliche Verhaltensweisen (keinem Typ eindeutig zuzuordnen)

  • wenig Vertrauen in sich und andere

  • Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufzubauen

  • höhere Wahrscheinlichkeit, an psychischen Erkrankungen (z. B. Depression oder Sucht) zu erleiden

​Quelle: StudySmater

Kinder können zu unterschiedlichen Bezugspersonen (Mutter, Vater oder Dritte) unterschiedliche Bindungstypen aufweisen. Ebenso ist der Bindungstyp eines Kindes nichts Festgeschriebenes, sondern kann sich im Verlaufe der Zeit verändern. Wenn wir im Laufe unseres Lebens ausreichende sichere Bindungen erfahren, können diese korrigierend auf unsere frühkindlich erworbenes Bindungserhalten wirken.


Je besser zu dich und dein Bindungsverhalten verstehst, je besser kannst du darauf Einfluss nehmen.


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