Die meisten Menschen können mit den Anforderungen und dem Stress des täglichen Lebens ohne große Schwierigkeiten umgehen. Für Menschen, die ein Trauma erlitten haben, ist dies oftmals nicht der Fall. Sie befinden sich meist im Hypo oder Hyper-Arousal. D.h. sie sind ständig untererregt oder über-
erregt. Das Toleranzfenster ist der Bereich, indem intensive emotionale Erregung auf gesunde Weise verarbeitet werden kann, so dass wir auf Stress oder Angst angemessen reagieren können. Es ist die Komfortzone, in der wir die Fähigkeit haben, uns selbst zu beruhigen und unseren emotionalen Zustand selbst zu regulieren.
Wie Trauma Ihr Toleranzfenster beeinflussen kann
Wenn das Gleichgewicht gestört ist, sei es durch ein Trauma oder extremen Stress, verlassen wir unser Toleranzfenster. An diesem Punkt beginnen wir zu deregulieren und erleben Kampf- oder Fluchtreaktionen. Wenn es uns nicht möglich ist, zu kämpfen oder zu fliehen, verfällt der Körper in den Zustand der Erstarrung.
Wenn wir aufgrund unserer alten Traumata getriggert werden und emotionale und oder bildliche Flashbacks erleben, reagiert der Körper mit den gleichen Abwehrmechanismen, wie wenn die Situation jetzt stattfinden würde. Das liegt daran, dass der Verstand glaubt, dass sich das Trauma oder der extreme Stress, der in der Vergangenheit erlebt wurde, in diesem Moment wiederholt.
Dysregulierung
Von einer Dysregulierung spricht man, wenn wir beginnen, aus unserem Toleranzfenster zu gehen und wir uns unruhig oder ängstlich fühlen. Wir fühlen uns unwohl, aber befinden uns noch nicht im Zustand der Überflutung oder des Abschaltens. Wenn Sie diesen Punkt überschritten haben, beginnt Ihr Körper, sich zu wehren. Es gibt zwei Zustände, die als Hyperarousal (Übererregung) und Hypoarousal (Untererregung) bekannt sind und bei denen eine Dysregulation auftritt. In diesen beiden Zuständen können wir eine Vielzahl von Symptomen erleben.
Hyperarousal - Übererregung
Die Übererregung ist durch übermäßige Aktivierung oder Energie gekennzeichnet. In der Regel verspüren wir ein erhöhtes Angstgefühl, innere Unruhe und Unsicherheit.
Im Zustand der Übererregung treten Kampf- und Fluchtreaktionen auf, und es können Symptome auftreten wie
Angstzustände
Panik
Angst
Hypervigilanz (erhöhte Wachsamkeit)
Abwehrhaltung
Wut
Der Verstand steckt fest und es fällt uns schwer zu schlafen, zu essen, Gefühle zu steuern oder uns zu konzentrieren. Werden wir massiv getriggert, kann dies zu dissoziativer Wut und Feindseligkeit führen.
Hypoarousal - Untererregung
Hypoarousal ist das genaue Gegenteil von Hyperarousal. Dieses Erleben von zu geringer Erregung ist das Ergebnis von Freeze-Reaktionen. Dies kann folgende Symptome hervorrufen:
Taubheit
Gefühlskälte
Mangel an Energie
Unfähigkeit zu denken oder zu reagieren
eingeschränkte körperliche Bewegung
Schamgefühle
Die Untererregung kann sich auch auf unsere Schlaf- und Essgewohnheiten auswirken. Wir fühlen uns emotional leer. Es fällt uns schwer uns emotional auszudrücken, Gedanken und Gefühle zu verarbeiten und uns körperlich zu bewegen.
Falls wir schweres Trauma erlitten haben, kann es sein, dass wir uns in einer chronischen Über- oder Untererregung befinden. In diesem Fall sind unsere von Trauma belasteten Anteile so dominant, dass wir unser Toleranzfenster gar nicht oder nur selten erreichen. Wir erkennen Menschen daran, dass sie entweder ständig sehr schwermütig, desinteressiert und traurig durchs Leben gehen oder aber daran, dass wir das Gefühl haben, diese Menschen stehen unter dauerhafter Anspannung und Hyperaktivität. Auch diese beiden extreme können sich im Laufe des Lebens umkehren. In beiden Fällen erleben wir uns selten in unserem Toleranzfenster, in welchem wir Ruhe, Freude und Stabilität erfahren.
Um unser Windwo of Tolerance zu erweitern gibt es verschiedene Methoden und Übungen, auf welche ich im nächsten Blogartikel näher eingehe.
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