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Rollenverhalten von Kindern aus von Trauma belasteten Familien

Autorenbild: antjeruellenrathantjeruellenrath

Aktualisiert: 25. Nov. 2024

Kinder, die unter traumatischen Bedingungen wie beispielsweise in Familien mit suchtbelasteten Bezugspersonen aufwachsen, nehmen laut Sharon Wegschneider für ihren Alltag mehr oder weniger, bewusst oder unbewusst bestimmte Rollen ein, um ein Teil ihrer Herkunftsfamilie zu sein, aber vor allem um gesehen und akzeptiert zu werden. Meines Erachtens trifft dieses Verhalten nicht nur auf Kinder aus suchtbelasteten Familien zu, sondern auch auf Kinder welche in von Trauma belasteten Familien aufwachsen.


Je nach Alter und Familienstruktur wechseln Kinder oftmals ihre Rollen. Zieht das älteste Kind z.B. aus, kann ein Geschwister an seine Stelle rutschen und deren Rolle einnehmen. So wird z.B. ein Kind, welches die Funktion des Clowns inne hatte zumal zum Heldenkind. Die Rolle kann allerdings auch mit dem erwachsen werden des Kindes wechseln. Ein Kind ist z.B. in den ersten Jahren sehr still und fällt nicht gross auf, in der Pubertät wechselt es dann plötzlich in die Rolle des Helden. Zudem nehmen viele Menschen rückblickend war, dass sie jede Rolle in den vielen Jahren des Heranwachsens eingenommen haben. Auf Dauer ist dieses angepasste Verhalten so prägend, dass wir es als Teil unserer Persönlichkeit wahrnehmen und meist ähnliche Strategien im Erwachsenalter anwenden.









Der Held

Das unsichtbare Kind

Der Rebell

Der Clown

Der Held / die Heldin

Das betroffene Kind in dieser Rolle, so Wegscheider befindet sich in einer Rolle, die durch eine frühe Selbstständigkeit und ein hohes Engagement geprägt ist. Ältere Geschwister kümmern sich um ihre jüngeren Geschwister, gehen einkaufen und kümmern sich darum, dass der Vater ein sauberes Hemd zum Arbeiten hat. Sie sind gut in der Schule, um die Eltern stolz zu machen. Der Held investiert seine ganze Kraft in das Funktionieren des Alltags, wenn möglich ohne große Reibung. Dieses Kind ist auf der Suche nach Anerkennung und Lob, welche es durch seine Leistungen vielleicht auch bekommt. Es schützt sich so vor Gefühlen der Angst und Hilflosigkeit.


Das unsichtbare Kind

Das unsichtbare Kind versucht auf jegliche Art und Weise nicht aufzufallen. Es stellt keine Forderungen und zieht sich meist in sich zurück. Es will nicht stören und hält seine Bedürfnisse zurück. Es ist einfach unsichtbar, nicht wichtig, nicht aufdringlich. Es bekommt dadurch keine oder nur sehr wenig Aufmerksamkeit, schützt sich durch sein Verhalten allerdings auch vor schlechter Aufmerksamkeit. Es sitzt allein in seinem Zimmer, hat wenig Freunde und fällt in der Schule wenn überhaupt nur durch Tagträumerei auf.


Der Rebell / die Rebellin

Ist häufig das Kind, welches sich durch ein eher provokantes und rebellisches Verhalten auszeichnet. Der Rebell macht nur Probleme. Er ist aggressiv, fliegt von der Schule, hat ständig Schlägereien und provoziert die Eltern wo er nur kann. Er beschützt seine Geschwister und stellt sich gegen die Eltern. Er bekommt dadurch, wenn auch im negativen Sinne, die dringend benötigte Aufmerksamkeit oder/und lenkt von den anderen Geschwistern oder des anderen Elternteils ab, falls es zu Gewalt in der Familie kommt.


Der Clown

Im Verhalten zeigt dieses Kind sich lustig, extrovertiert und komisch, was ihm viel positive Aufmerksamkeit durch seine Familie und Umwelt einbringt. Auf der anderen Seite zeigt sich das betroffene Kind oft unreif, ängstlich und wenig belastbar. Es steht unter dem Schutz der älteren Geschwister und so mag man meinen, dass es wenig oder gar nichts von dem weiß, was innerhalb der Familie vor sich geht, doch das ist nicht so. Diesem Kind bleibt längst nicht verborgen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist, nur weiss es sich nicht anders zu verhalten. Es versucht durch seine lebhafte Art, ein wenig die fühlbare Spannung, welche in der Luft liegt, auszugleichen.


Nun möchte ich dich einladen, zu überprüfen wo du Verhaltensweisen von damals vielleicht auch heute noch anwendest und wie es sich für dich anfühlt. Wenn du auf dein heutiges Leben schaust, wo findest du parallelen. Welche der Wörter unten würden dich am besten beschreiben. Bitte sei dir bewusst, dass diese keine "Wertung" deiner Person darstellen sondern dazu dienen ein Bewusstsein zu entwickeln, ob und wie deine kindlichen Strategien heute in deinem Leben Einfluss nehmen.


Der "erwachsene" Held


□ ist leistungsorientiert

□ ist verantwortungsvoll

□ ist kontrollierend

□ ist selbstüberfordernd

□ manipulativ

□ sucht abhängigen oder schwachen Partner

□ ist Workaholic

□ ist ungeduldig

□ braucht Bestätigung von außen

□ ist streng mit sich und anderen

□ steht ständig unter Strom

□ hat starke Abneigung gegen Schwäche


Das "erwachsene" unsichtbare Kind:

□ ist Einzelgänger

□ ist konfliktscheu

□ zieht sich bei Streit zurück

□ ist eher ruhig

□ neigt zu Tagträumen

□ ist unentschieden / wankelmütig

□ hat wenig Lebensfreude

□ mag keine Veränderungen

□ wird übersehen


Der "erwachsene" Rebell:

□ ist wütend / feindselig

□ ist Suchtkrank

□ hat überall Schwierigkeiten

□ hat kriminelle Erfahrungen

□ ist sehr dominant

□ ist voller Abwehr

□ wird schnell wütend und agiert seine Wut aus


Der "erwachsene" Clown:

□ neigt zu zwanghafte Clownerei

□ wirkt kindlich

□ hat Probleme mit Stress

□ ist konfliktscheu

□ sucht Held als Partner

□ ist niedlich

□ ist hyperaktiv

□ hat Konzentrationsprobleme


Ich hoffe ich konnte dir mit dem Artikel ein wenig Licht ins Dunkel bringen und du hast dadurch die Möglichkeit dich besser zu verstehen. Falls wir uns eine Veränderung in manchen Verhaltensweisen oder Strategien wünschen, weil sie uns im heutigen Leben behindern, kann man in Coachings- und/oder Therapien gezielt daran arbeiten.


Ich lade dich ein deine Rolle in die Kommentarleiste zu schreiben oder ein Feedback zu hinterlassen.




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